Corona Tagebuch

Wir erleben gerade eine rapide Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Die Welt mit und nach der Corona-Pandemie wird eine andere sein als zuvor. Wie wir leben, wie wir wirtschaften, kooperieren und wie wir uns bewegen, nichts davon wird mehr so sein wie vorher. Damit verbinden sich viele Ängste. Aber es öffnen sich uns auch Räume zu neuen Orientierungen. Das menschliche Zusammenleben wird sich grundlegend neu justieren. Wir wollen dabei sein, wir wollen mitreden im Konzert einer neu sich findenden öffentlichen Vernunft.

Wir schätzen unsere Situation heute mit Kenntnissen ein, die morgen schon überholt sein werden. Das ist ein Kennzeichen allen großen Wandels. Die Ereignisse stürmen durch die Zeit und das Verstehen kommt nicht mehr nach. Alles ist Prozess – und wir stehen mittendrin. Im Corona-Tagebuch versuche ich, davon ein wenig festzuhalten.

Im ersten Jahr der Corona-Pandemie, genauer: vom 19. März bis zum 12. Dezember 2020 schrieb ich ein Tagebuch, um für mich die weltgeschichtlichen Ereignisse festzuhalten. Diese Dimension hatten die Begebnisse nämlich durchaus. Niemals zuvor war die Menschheit weltweit in Schockstarre verfallen. Die berühmten Plätze und Boulevards – verwaist. Handel und Wandel – vereist. Während des monatelangen Lockdowns kamen die Wildtiere zurück in die Städte. In Venedigs Kanälen sah man wieder Delphine und im Hudson-River die blowouts der Wale. Von Delhi aus konnte man die Gipfel des Himalaya ausmachen. 

Im Dezember dann stellte ich das Tagebuch ein, weil mir klar wurde, dass die Dynamik der Ereignisse keine Analysen mit längeren Halbwertszeiten zulassen. Einen gewissen Wert haben die Aufzeichnungen dennoch. Nicht, dass in ihnen kluge Gedanken zu Wort kämen. Nein, von Belang ist eher die authentische Stimme, die sich in einer außergewöhnlichen Situation zu orientieren sucht. Tag um Tag, und heute lassen die Einträge das Damals wieder gegenwärtig werden, mitsamt den Hoffnungen, die von einer Transformation unseres gesellschaftlichen Lebens träumten. 

Es kam anders, wir haben eine große Chance zur Wende vertan.

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