Die Welt der Räume

12. – 17. Mai 2025
Hotel Genueser Schiff, Hohwacht/Ostsee

Jeden Morgen, schon beim Aufstehen, beginnt unser Lauf durch Räume. Immer ist da Raum um uns: Wohnräume, Siedlungsräume, Räume des Reisens, der Begegnung, der Hoffnungen und Träume, Räume allüberall, reale wie imaginäre. Der Mensch ist das raumgreifende, Raum erobernde, raumerfindende Wesen. Über die Jahrtausende hat er seine Weltreichweite stets ausgedehnt, nach außen wie auch ins Innere der toten Dinge und der lebendigen Körper. Hat neue Welten entdeckt, geographische wie künstliche. Einige davon bereisen wir philosophisch am Ostseestrand, wir wohnen im Hotel Genueser Schiff in reizvoller Einzellage inmitten gelber Felder zur Zeit der Rapsblüte.

Mo, 12. Mai: Ankunft am Ostseestrand
Gegen 18 Uhr begrüßt Sie Peter Vollbrecht mit einem Apéro und stellt Ihnen in Kürze die Raum-Fahrten der nächsten Tage vor. Nach dem Abendessen bleibt noch Zeit für erste Gespräche.

Di, 13. Mai: Lebensweltliche Räume
Wo beginnen? Natürlich beim eigenen Wohnen – nein, Sie brauchen keine Bilderstrecke von Zuhause mitbringen, wir nähern uns dem Thema literarisch mit ›Texturen des bürgerlichen Wohnens‹. Es warten u.a. E.T.A. Hoffmann, Theodor Fontane, Thomas Mann, Robert Musil und Salman Rushdie auf Sie! Dann erklimmen wir existenzphilosophische Höhen und lesen und diskutieren Kernstellen eines berühmten Vortragstextes von Martin Heidegger (›Bauen, Wohnen, Denken‹). Bei einem Strandspaziergang öffnet Ihnen Peter Vollbrecht den Raum zu großer Weite mit kurzen Texten aus der griechischen Stoa und des chinesischen Tao-Te-King. Doch was ist mit dem Weltraum? Liegt die Zukunft unseres Wohnens dort draußen? Astronauten der Internationalen Raumstation berichten von ihrem Aufenthalt – und von ihrem Blick auf uns Erdenbürger! Nach dem Abendessen lädt Ihr Seminarleiter ein zu einem freien Gespräch über Heimat und Fremde – auch dazu gibt es Anregungen im Reader!

Mi, 14. Mai: Natürliche Räume und ästhetisches Erleben des Naturschönen
Immer wieder bezaubern uns die Räume der Natur – im Gebirge, am Meer, in Wüsten oder eben die sanft hügelige Holsteiner Kulturlandschaft. Die Antworten unserer Seele fallen dabei ganz verschieden aus. In der Morgenfrische lesen und lauschen wir zunächst literarischen Stimmen, die uns einstimmen auf das ästhetische Erleben von Natur. Sie klingen noch in Ihnen nach, wenn Sie einen Fahrradausflug über die blühenden Rapsfelder unternehmen (e-bikes, ca. 2 Stunden). Die indigenen Völker der südamerikanischen Anden und der neuseeländischen Maori lassen uns über Europa noch hinausblicken, doch dann kehren wir ein in unserer Denktradition mit philosophischen Texten von Alexander von Humboldt, Barbara Frischmuth, Hartmut Böhme und Karen Gloy.

Do, 15. Mai: Eroberung des Raums: Amerika, der Kolonialismus und der Aufstieg des globalen Südens
Nach zwei eher melodischen Tagen betrachten wir nun die härteren Konturen unseres Themas: mit den neuen nautischen Fähigkeiten seit der Renaissance entstand Geopolitik. Die Welt wird aufgeteilt im Auf und Ab der Weltmächte. Die Raumfahrt dient der mal friedlichen, mal militärischen Raumkontrolle. Welche Spuren hat der Kampf um den Raum in der Philosophie hinterlassen? Kleine Kostproben vom Chefideologen Putins, Alexander Dugin, hinterlassen beklemmende Gefühle, doch es melden sich auch supranationale Stimmen zu Wort wie die des Altmeisters Jürgen Habermas. Peter Vollbrecht versucht sich an einem kleinen Panorama der Weltphilosophie, die auch afrikanische und asiatische Stimmen einfängt. Die Mittagspause? Ist ein Open Space, in dem alles geschehen kann aber auch nichts muss.

Fr, 16. Mai: Künstliche Räume
Der Mensch nahm seinen Abschied aus dem Tierreich, so eine prominente Auffassung, als er zu zeichnen begann. Menschliche Intelligenz erfreut sich an künstlichen Welten. Wir verfolgen den langen Weg der künstlichen Räume vom Abbild bis zum virtuellen dreidimensionalen Raum digitaler Technik. Aufregend, wie sich der Lebensschwerpunkt von natürlichen in künstliche Räume verlagert! Es ist auch der Weg vom Fakt zur Fiktion. Zeigt sich darin die Ambivalenz menschlicher Kreativität? Am Ende unserer Raum-Fahrten kommen wir noch einmal auf den sakralen Raum zurück und machen einen Ausflug zum Ratzeburger Dom. Während der Busfahrt stimmt Sie Peter Vollbrecht ein mit Gedanken über sakrale Räume: Welche Aura betreten wir in einer Kirche, einer Moschee oder einem Tempel? Was zeichnet einen heiligen gegenüber einem profanen Ort aus? Abschließendes Abendessen in einem Restaurant auf der bezaubernden Ratzeburger Insel oder in der Lübecker Altstadt.

Sa, 17. Mai: Abreise nach dem Frühstück