


31. Mai – 4. Juni 2026
Hamburg, Hotel Baseler Hof
Er gehört zu den notorisch unterschätzten Denkern des zwanzigsten Jahrhunderts: Ernst Cassirer. Dabei zählte er zu seiner Zeit, in den zwanziger Jahren, zum philosophischen Hochadel. Der Mensch sei ein animal symbolicum, ein in sprachlichen Symbolwelten lebendes Wesen – damit beginnt Cassirers Denken. Niemals haben wir die Welt direkt, sondern immer in sprachlicher Vermittlung vor uns. Kunst, Wissenschaft, Religion und Mythologie sind die wesentlichen Sprachsysteme, die unser Weltbild formen. In seinem dreibändigen Hauptwerk Philosophie der symbolischen Formen analysiert Ernst Cassirer diese Symbolwelten und verlagert damit das Zentrum philosophischen Denkens auf die kulturelle Sphäre. Das macht sein Denken anschlussfähig an die gegenwärtigen Debatten über die kulturelle Vielstimmigkeit der menschlichen Zivilisation.
Ernst Cassirer ist ein typischer Vertreter jenes säkularisierten Judentums, das vor der nationalsozialistischen Machtergreifung das europäische Geistesleben so nachhaltig prägte wie keine andere Gruppierung. Doch seine jüdische Herkunft vereitelte mehrere Bewerbungen, die in Marburg etwa, und erst im Alter von 45 Jahren ereilte ihn ein Ruf an die neugegründete Hamburger Universität. Hier verlebte er seine produktivsten Jahre, bevor er 1933 nach Schweden und in die USA emigrierte.
Wir wohnen im Zentrum der Hansestadt an der Binnenalster, nahe der Universität und der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, die Ernst Cassirer im Jahr 1926 mit einem Vortrag einweihte.
Das Seminar: Was ist Kultur? Cassirer zufolge lebt der Mensch in einem vielschichtigen Symbolnetz, gewoben aus mythischen Erzählungen, religiösen Glaubensinhalten, aus künstlerischen Artefakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dieses Symbolnetz ist in steter Bewegung, es ist geschichtlich und zeigt unterschiedliche Muster, geprägt von den Erfahrungen und Erlebnissen der jeweiligen Gemeinschaften. Niemals also stehen wir der Wirklichkeit direkt gegenüber, vielmehr schauen wir durch kulturelle Fenster auf die Welt. Wir symbolisieren unsere Erlebniswelten aber auch stets aufs Neue. In seinem Hauptwerk Philosophie der symbolischen Formen entziffert und rekonstruiert Cassirer die wesentlichen Symbolschichten. Anhand von Kernstellen schauen wir ihm über die Schulter und erleben gleichsam nach, wie die sinnlich erfahrenen Weltphänomene kulturell eigekleidet werden. Im Ergebnis bildet sich die Welt der Bedeutungen, die wir kennen: die wissenschaftliche Welt neben der Welt der Kunst und die wiederum in Nachbarschaft zum religiösen Weltbild, das sich vom mythischen abgrenzt. »Die Kritik der Vernunft wird zur Kritik der Kultur.« Ernst Cassirer wagt den großen Blick aufs kulturelle Ganze – und wir versuchen, ihm zu folgen.
Reader: eine ausführliche Textsammlung wird Ihnen drei Wochen vor Seminarbeginn zugesandt. Keinesfalls müssen Sie den Reader vorher durchgearbeitet haben!
Gruppengröße: 12 – 18 Personen.
Das Hotel Baseler Hof liegt an der Binnenalster. Der elegante Jungfernstieg mit seinen Cafés ist nur wenige Schritte entfernt.
Exkursionen: optional eine Hafenrundfahrt am Abend zur blauen Stunde, Elbspaziergang nach Övelgönne, Besuch der Warburg-Bibliothek und jede Menge Museen.
Anreise: individuell
Kosten: vier Übernachtungen mit Frühstück, 3 Mittagessen, philosophisches Seminar, Seminarskript, Tagungsraum und Kaffeepausen während des Seminars DZ € 1220, EZ-Zuschlag € 200.