Der Geist von Cambridge

26. Mai – 1. Juni 2025
Cambridge
Hotel Arundel House

Mo, 26. Mai 2025: Willkommen in Cambridge!
Gegen 18 Uhr begrüßt Sie Peter Vollbrecht zur Denkwoche, dabei lernen Sie bei einem Apéro Ihre Mitreisenden kennen. Nach dem gemeinsamen Abendessen können Sie Ihren Seminarleiter noch in den legendären Eagle Pub begleiten, wo Francis Crick und James Watson im Februar 1953 an der Bar ihre Entdeckung der Doppelhelix verkündeten.

Di, 27. Mai 2025: Bertrand Russell: Der Weltbürger
Wir beginnen unseren Reigen mit dem legendären Bertrand Russell. Er war ein bunter Vogel: Mathematiker, Philosoph, politischer Aktivist und dabei Ankläger der USA im Vietnam-Tribunal, Reformschulgründer und ja, auch das: Frauenrechtler. Philosophisch konzentrieren wir uns auf das neue Projekt, das Russell der Philosophie erarbeitete: die philosophischen Probleme und Themen einmal auf die Sprache und deren Logik zu stellen, in der sie erörtert werden. Doch über die Philosophie hinaus beeindruckt uns die Persönlichkeit Russells – er hat wunderbare Juwelen verfasst über die Weltoffenheit und Großherzigkeit des Menschen. Den Geist von Cambridge erleben Sie auch während des heutigen Ausflugs zur Wren-Library, wo Sie u.a. das Original von Newtons »Principia Mathematica« mit den handschriftlichen Bemerkungen des Autors bestaunen können. Am Nachmittag begehen Sie die Stadt unter kundiger örtlicher Führung, dabei finden auch die Skurrilitäten des universitären Lebens ihre gebührende Erwähnung. Denn schließlich sind wir in – Great Britain

Mi, 28. Mai 2025: Ludwig Wittgenstein: Reden und Schweigen
Das ungekrönte Haupt der exzentrischen Denker Cambridges ist der Österreicher Ludwig Wittgenstein. Ein legendärer Ruf eilte ihm voraus, als er im Jahr 1929 versuchte, in Cambridge akademisch Fuß zu fassen. »Gott ist angekommen. Ich traf ihn am 5:15-Uhr-Zug«, notierte der Ökonom John Maynard Keynes. Wahrscheinlich hat weltweit kein anderer Denker die Philosophie des 20. Jahrhunderts so geprägt wie er. Dabei kommt seine Sprachphilosophie in schlichtem Gewand daher, wir lesen und diskutieren einige Kernstellen aus dem späten Hauptwerk, den Philosophischen Untersuchungen. Uns interessiert aber auch sein Frühwerk, der berühmte Tractatus, den Ihr Seminarleiter nicht nur als Jahrhundertwerk, sondern als Wunderwerk schätzt. Weshalb? Seien Sie gespannt! Und wenn Sie sich nicht nur intellektuell, sondern auch emotional nach Gänsehaut sehnen, dann wohnen Sie dem Chorsingen in der Kathedrale des King’s bei (Evensong).

Do, 29. Mai 2025: John Maynard Keynes, die Bloomsbury Group und die Cambridge-Apostels
Heute erwartet Sie ein buntes Kaleidoskop der akademischen Welt Cambridges der ersten Jahrzehnte des Zwanzigsten Jahrhunderts. Zentrale Figur dabei ist der Ökonomen John Maynard Keynes. Weitsichtig erkannte er, dass die Reparationszahlungen, die nach dem Ersten Weltkrieg dem Deutschen Reich aufgebürdet wurden, den Keim für einen weiteren Krieg säten. Was versteht man unter Keynesianismus – und was bedeutet Monetarismus? Ein kurzer, aber farbiger Ausflug in die Welt des Geldes! Ebenso schillernd war er aber auch in Persona, und das verleitet zu einem Ausflug zur Bloomsbury Group, einer Gruppe von Wissenschaftlern, Philosophen und Künstlern, die sich um Virginia Woolf bildete. Der heutige Ausflug setzt die philosophische Hintertreppe fort mit einer Stocherkahnfahrt auf der Cam: vom Wasser aus bewundern Sie die Gartenansicht der Stadt mit den großen Liegenschaften der Universität.

Fr, 30. Mai 2025: Iris Murdoch: Das souveräne Gute
Sie dachte gegen den Strom der Zeit: Iris Murdoch hielt unbeirrt an der Vorstellung fest, es gebe moralische Tatsachen und klare Standards, die man sich erarbeiten könne im mitmenschlichen Zusammenleben. Damit setzte sie sich kritisch ab gegen den damaligen Mainstream, der allein naturwissenschaftlichen Sätzen einen Erkenntniswert zuspricht. Auch ihre vielen Romane, mit denen sie berühmt wurde – u.a. erhielt sie den renommiertesten britischen Literaturpreis, den Booker Prize – , enthalten philosophische Reflexionen. Mit ihren tugendethischen Ansätzen erfreut sie sich einer lebhaften Rezeption in der gegenwärtigen Moralphilosophie. Am Nachmittag besuchen Sie Ely, die Geburtsstadt Oliver Cromwells, wo wir sein Geburtshaus besuchen. Ein komprimiertes Stück englischer Geschichte aus turbulenten Tagen wartet auf Sie!

Sa, 31. Mai 2025: Stephen Hawking: Die Faszination der schwarzen Löcher
Zu den großen Geistern Cambridges gehört auch der Physiker Stephen Hawking. Er bekleidete hier den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik, den schon 300 Jahre zuvor Sir Isaac Newton innehatte. Zeit seines Lebens forschte er über kosmische schwarze Löcher, in denen nicht nur Zeit und Raum verschwinden, sondern auch die Welt-Daten, die zu ebendiesen Löchern geführt haben. Eine auf den Kopf oder – besser gesagt – auf die Physik gestellte Schöpfung, und so meinte Hawking eben auch: damit sei Gott vollständig erklärt! Wir reiben uns gemeinsam die Augen über Hawkings philosophisches Vermächtnis, das einige sehr schöne Texte enthält. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung, bevor wir am frühen Abend ein Fazit unserer Denkwoche ziehen. Ein Pint in einem Pub zum Abschied?

So, 1. Juni 2025: Abreise
Abreise nach dem Frühstück