Propstei Sankt Gerold
14. – 19. Juni 2025
Immer öfter fällen die Gerichte wegweisende Klimaschutzurteile. So gab im April 2024 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte einer Klage einer Gruppe Seniorinnen und Senioren recht, die die Schweiz wegen ungenügender Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels verklagt hatten. Und kürzlich (August 2024) leitete das Landgericht Erfurt die „Eigenrechte der Natur“ aus der EU-Grundrechts-Charta ab und sprach ganz offen und unverblümt von „ökologischen Personen“.
Damit geht es nicht mehr nur um das Menschenwohl, wenn vom Klimawandel die Rede ist. Denn nun steht die Rechtsprechung an einem Rubikon und beginnt, Ökosysteme der Natur mit einem subjektiven Rechtsstatus auszustatten, sie auf Augenhöhe mit Menschen also zu stellen und ihnen ein Klagerecht zuzugestehen? Flüsse könnten dann auf ihre Re-Naturierung klagen oder Moore auf ihre Vernässung. Was bei uns noch wie eine verstiegene Utopie klingt, beginnt in anderen Ländern Wirklichkeit zu werden. In Ecuador, Bolivien, Neuseeland, Indien, Kolumbien, den USA und Spanien haben Wälder, Lagunen, Flüsse und Gletscher das Rechts erstritten, in völlig „dekolonialisierter Gemeinschaft“ zu leben.
Das Seminar: Das ökologische Bewusstsein verdankt sich auch den ‚Klassikern‘ Goethe, Herder und Alexander von Humboldt. Doch erst seit den sechziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts hat es wirklich Fahrt aufgenommen. Autoren wie James Lovelock, Hans Jonas, Ulrich von Weizsäcker und Arne Naess haben unseren Blick auf das Netzwerk Natur geschärft. Neueste Beiträge zur Tierethik, wissenschaftlich flankiert von der tierischen Verhaltensforschung, haben uns auch moralisch sensibilisiert für das außermenschliche Leben. Wir studieren einige der relevantesten Autorinnen und Autoren der Ökophilosophie und steuern dann auf die derzeit avancierteste Innovation zu: den Rechten der Natur. So faszinierend die Idee auch daherkommt, aus Gründen der „Waffengleichheit“ den natürlichen und juristischen Personen auch ökologische Personen zur Seite zu stellen – das Problem liegt im Detail: wie halten wir es mit Viren und Bakterien? Und wie mit den sogenannten Nutztieren?
Der Seminarort Propstei Sant Gerold liegt im Biosphärenreservat Großes Walsertal, ein touristisch recht verschlafener Winkel Österreichs. Die Propstei selbst ist heute ein sehr bekanntes Seminarzentrum, das liebevoll mit nachhaltigen Materialien renoviert wurde.
Seminarbeginn und –ende: 14. Juni gegen 18 Uhr, 19. Juni nach dem letzten Frühstück.
Reader: eine ausführliche Textsammlung wird Ihnen drei Wochen vor Seminarbeginn zugesandt.
Keinesfalls müssen Sie den Reader vorher durchgearbeitet haben!
Teilnehmerzahl: 14 – 18 Personen
Exkursionen: optional Weg der Stille, Klangraum Stein und der Blumengarten am Faschinajoch
Anreise: individuell.
Übernachtung: Propstei Sankt Gerold, Grosses Walsertal
Kosten: € 1525 im DZ; EZ-Zuschlag € 92 bzw. € 200 (EZ als DZ) für Übernachtung mit Halbpension, Seminarkosten, Skript, Kaffeepausen während des Seminars, Getränke während der Seminarzeiten, Seminarraumkosten anteilig.