11. – 16. Oktober 2025
Strassburg, Hotel Beaucour
Sie gelten als nachdrücklicher Beweis für moralischen Fortschritt: die Menschenrechte. Seitdem sie 1776 in den Vereinigten Staaten von Amerika und 1789 in Frankreich politisch verbindlich erklärt wurden, erkämpfte sich die Menschenrechtsidee weltweite Akzeptanz. Weiterer Durchbrüche erzielte sie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit der UN-Menschenrechtserklärung von 1948 und nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums 1989. Heute kann es sich kein Regime – auch bei anders lautender politischer Praxis – erlauben zu bestreiten, dass dem Menschen als Menschen besondere, unveräußerliche Rechte zukommen, die jede Regierung zu respektieren und zu schützen habe. Doch was sollen die Menschenrechte alles beinhalten? Hier zeigen sich Kontroversen entlang der kulturellen Linien der Zivilisationen. Wir verfolgen die Geschichte der Menschenrechtsidee samt ihrer internationalen Ausdehnung ins weltweite Geflecht von Konventionen, Institutionen und Menschenrechts-Gerichtshöfen (in Straßburg und in San José/Costa Rica). Wir schauen dabei auch auf außereuropäische Traditionen und bewerten islamische und (latein-)amerikanische Erklärungen und dabei vergessen wir nicht, wie die Menschenpflichten die Menschenrechte ergänzen.
Das Seminar: Die Menschenrechte stehen für einen beeindruckenden zivilisatorischen Fortschritt zur Humanität. So jedenfalls die ›westliche‹ Lesart, der aber nicht unwidersprochen geblieben ist hinsichtlich der universalen Reichweite wie auch der Begründung von Menschenrechten. Die beiden islamischen Menschenrechtserklärungen von 1990 und 2004 berufen sich explizit auf die göttliche Autorität und das islamischen Recht (Scharia) und garantieren weder die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch die Freiheit sexueller Orientierung.
Neben den wichtigen, im derzeitigen Menschenrechtsdiskurs heftig diskutierten Wertekonflikten in den diversen Menschenrechtserklärungen interessieren im Seminar:
– Antike Formen der Menschenrechte (Griechenland, Iran, Israel)
– Menschenrechte in den außereuropäischen Traditionen (Afrika: Mali; Indien: Upanishaden)
– Der ›westliche‹ philosophische Hauptdiskurs von Thomas Hobbes über John Locke, Samuel Pufendorf, Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant bis zu den Gegenwartsstimmen von Étienne Balibar, Heiner Bielefeld, John Rawls u.a.
– Die Begründungsproblematik der Menschenrechte
– Die Bedeutung der Menschenwürde im Menschenrechts-Diskurs
– Die Weiterentwicklung der Menschenrechte in ›zweiter‹ und ›dritter‹ Generation
– Die Menschenrechte im Zukunftsstress: Beispiel Asylrecht
Reader: eine ausführliche Textsammlung wird Ihnen drei Wochen vor Seminarbeginn zugesandt. Keinesfalls müssen Sie den Reader vorher durchgearbeitet haben!
Gruppengröße: 12 – 18 Personen.
Das Hotel Beaucour: ist zentral in der Stadt gelegen.
Exkursionen: Stadtführung mit Straßburger Münster und der Astronomischen Uhr von 1547; Besuch des Europäischen Parlaments; abendliche Bootstour um die Grand Ile zum Europaviertel
Anreise: individuell
Kosten: fünf Übernachtungen mit Frühstück, Philosophisches Seminar, Eintritte laut Programm, Dumont-Reiseführer, Tagungsraum ujnhd Kaffeepausen während des Seminars DZ € 1790, EZ-Zuschlag € 350.
Ausführliches Programm und Buchung bei:
Der Seminarort Straßburg ist wegen des dort ansässigen Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte das ideale philosophische Reiseziel. Öffentliche Verhandlungen (Hearings) finden sporadisch statt, lassen sich aber nicht im Voraus planen. Von den Verhandlungen gibt es aber Filmaufnahmen, die wir uns nach Möglichkeit anschauen.